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Utah: Das Canyon am Ende der Straße

Edward Abbey: Die Einsamkeit der Wüste. Originaltitel: Désert solitaire (McGraw-Hill, New York, 1968), übersetzt von Dirk Höfer, Matthes & Seitz, Berlin, 2016

Edward Abbey verbringt einen Sommer in der Wüste Utahs. Dann noch einen, dann noch einen. Diese komplizierte Frage zieht sich durch das sein ganzes Buch: Wie das Wesen der Wüste hinter ihren Erscheinungen beschreiben?


Kurzbiographie

<<  Ich bin selbst der Meinung, dass vieles an dem Buch in seiner Haltung ungezogen, grob, übellaunig, von heftigen Vorurteilen geprägt, nicht gerade konstruktiv, ja sogar offen antisozial ist. Seriröse Kritiker, seriöse Buchhändler, seröse Englischdozenten werden beim Lesen eine starke Abneigung entwickeln; hoffe ich zumindest.  >>  Seite 8

Tatibitati, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Edward Abbey wurde 1927 in Pennsyvania geboren und starb 1989 in Arizona. Im Original heißt das Buch Désert solitaire, was im Deutschen an eine Rohdiamanten erinnert und in der Übersetzung des Titels verloren ging. Abbey wird bei Wikipedia als früher Umweltaktivist, Anarchist und Ikone des Nature Writing beschrieben. Er war ein Intellektueller mit Universitätsabschlüssen in Philosophie und Stipendien an den besten Universitäten. Den Titel Nature Writer lehnte er ab. Lieber sollten seine Leser selbst in die Natur gehen als die Natur in seinen Büchern beschrieben finden. Abbey arbeitete als Park Ranger 1956 und 57 im damaligen Monument - heute Nationalpark - Arches im Südosten Utahs. Sein Buch darüber erschien erst mehr als zehn Jahre später, 1968.

Der Philosoph in der Wüste

<<  Das Buch ist nicht primär ein Buch über die Wüste. Wo ich meine Natureindrücke aufgeschrieben habe, habe ich mich vor allem um Genauigkeit bemüht, denn ich glaube, dass schon in der einfachen Tatsache eine Art Poesie, ja sogar eine Art Wahrheit liegt. Die Wüste ist aber eine gewaltige, eine ozeanische Welt, die auf manche Weise so tief, vielschichtig und mannigfaltig wie das Meer selbst ist. Die Sprache knüpft ein mächtiges weitmaschiges Netz und fischt nach einfachen Tatsachen, wo der Fakten zu viele sind. (...) Ich habe jedoch versucht, etwas anderes zu tun. Da man von der Wüste nicht mehr in ein Buch aufnehmen kann, als ein Fischer mit seinem Netz aus dem Meer zieht, habe ich versucht, eine Welt aus Wörtern zu erschaffen, in der die Wüste eher als Medium denn als Material erscheint. Nicht Imitation, sondern Evokation war das Ziel.  >>  Seite 8

Eine Einleitung, die nur vier Seiten lang ist, und in das Kapitel "der erste Morgen". In der Einleitung scheint ein bisschen etwas von Abbeys Weltbild auf. Von einer dem Dasein "zugrundeliegenden Wirklichkeit"  hält er nichts und will er auch nichts wissen. Leider erfahren wir dafür auch nicht, was genau er damit meint. Stattdessen hält er sehr viel von bloßen Erscheinungen, Oberflächen, einfachen und gradlinigen Dingen wie der Geschmack eines Apfels und die seidige Haut eines Mädchenschenkels. Erstaunlichweise für einen Autor, der sich die Mühe macht, seine Tagebücher nicht nur zu schreiben, sondern auch in eine für die Veröffentlichung reife Form zu bringen, hofft er sogar, dass "seriöse Kritiker, seriöse Buchhändler und seröse Englischdozenten beim Lesen dieses Werks eine starke Abeneigung entwickeln." Übellaunig, grob und von starken Vorurteilen geprägt ist er noch dazu. Und schon auf Seite 3 beschimpft er die Verwaltungsbeamten des National Park Service als hauptsächlich unsäglich mittelmäßig.

Zitate

<<  Da man von der Wüste nicht mehr in ein Buch aufnehmen kann, als ein Fischer mit seinem Netz aus dem Meer zieht, habe ich versucht, eine Welt aus Wörtern zu erschaffen, in der die Wüste eher als Medium denn als Material erscheint. Nicht Imitation, sondern Evokation ist das Ziel.  >>

<<  ... ist vieles, worüber ich in diesem Buch schreibe, bereits nicht mehr vorhanden oder geht viel zu rasch unter. Das Buch ist kein Reiseführer, sondern eine Elegie. Ein Denkmal. Sie halten einen Grabstein in der Hand. Ein blödes Stück Fels. Geben Sie acht, dass es Ihnen nicht auf den Fuß fällt - besser, Sie werfen damit auf etwas Großes, Gläsernes. Was haben Sie schon zu verlieren?  >>

<<  It is not enough to fight for the land; it is even more important to enjoy it. While you can. While it's still here.

So get out there and hunt and fish and mess around with your friends, ramble out yonder and explore the forests, climb the mountains, bag the peaks, run the rivers, breathe deep of that yet sweet and lucid air, sit quietly for a while and contemplate the precious stillness, the lovely, mysterious, and awesome space.

Enjoy yourselves, keep your brain in your head and your head firmly attached to the body, the body active and alive, and I promise you this much; I promise you this one sweet victory over our enemies, over those desk-bound men and women with their hearts in a safe deposit box, and their eyes hypnotized by desk calculators. I promise you this; You will outlive the bastards. >>

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